Sportlich läuft für den FC Bayern München in diesen Tagen alles nach Wunsch. Der Rekordmeister hat bislang jedes Spiel gewonnen und strotzt dabei vor Kraft. Trotzdem sieht man die Verantwortlichen des Rekordmeisters vor allem fluchen. Hintergrund ist die Verletztenmisere: Durch Fouls von Gegenspielern haben sich Kingsley Coman, Corentin Tolisso und zuletzt Rafinha langfristige Verletzungen zugezogen. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge forderte deshalb unlängst wutschnaubend, dass die Schiedsrichter die eigenen Spieler besser schützen müssten. Natürlich ist der Zorn verständlich, wenn eigene Spieler durch Fouls der Gegner verletzt werden. Aber insbesondere nach der Verletzung Rafinhas waren die Reaktionen besonders heftig. Dabei zeigt sich ein versteckter Grund für die Wut.
Der Kader des FC Bayern ist unausgewogen
Im Kader Bayern steht eigentlich nur ein Spieler, der Rafinha positionsgetreu ersetzen kann: Joshua Kimmich. Dieser soll aber eigentlich inzwischen auf der 6 agieren, wo Tolisso fehlt. Ansonsten können die Bayern nur auf Nachwuchsspieler vertrauen oder Notlösungen wie den derzeit ebenfalls verletzten Leon Goretzka oder beispielsweise Serge Gnabry anbieten. Letzter wird aber auf den Flügeln gebraucht, weil hier die Personaldeckung durch die Coman-Verletzung ebenfalls zu dünn ist. Der Kader der Bayern ist unausgewogen zusammengestellt. Und vor diesem Hintergrund scheint es umso unverständlicher, dass die Münchner Juan Bernat während der letzten Tage des Transfermarkts in Richtung Paris Saint-Germain haben ziehen lassen, aber keinen Ersatz verpflichteten.
Im Kader der Bayern sind insgesamt derzeit fünf Spieler schwerer verletzt. Natürlich kann, darf und muss man sich beschweren, wenn man drei eigene Akteure durch Fouls von Gegnern auf diese Weise verliert. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass sich fünf Spieler im Laufe einer langen Saison irgendwann sowieso verletzt hätten. Der Kader ist darauf offensichtlich nicht vorbereitet.
Hoeneß will von falscher Transferpolitik nichts wissen
Ist die Transferpolitik also falsch gewesen? Bayern-Präsident Uli Hoeneß will davon nichts wissen. Vor ein paar Tagen habe es noch geheißen, unser Kader sei zu groß, ätzte er nach dem Leverkusen-Spiel im TV-Interview und fügte anschließend an, dass der Kader natürlich zu klein sei. Die Frage, ob die Mannschaft falsch zusammengestellt sei, ließ er so allerdings offen.